175 Jahre Evangelische Kirche Schömberg | Friedrich Eschwey Mit einem Festwochenende feiert die Evangelische Kirchengemeinde das 175jährige Bestehen ihrer Kirche. In dieser Zeit hat das Gebäude seine schlichte äußere Form im Stil des Spätklassizismus kaum verändert, doch der Innenraum hat mehrere wesentliche Eingriffe erfahren. Wie ein Fels in der Brandung hat die Kirche die Stürme der Zeit überstanden, einer Zeit in der sowohl die Kirchengemeinde und die bürgerliche Gemeinde umwälzende Veränderungen erfahren haben. Aus der
Geschichte Mit der Grundsteinlegung am 22. Mai 1832 startete der Bau, im September wurde das Dach aufgeschlagen und zum Jahresende war der Turm schon 85 „Schuh“ hoch. Aus den Berichten geht hervor, dass die Handwerker, die alle nicht aus Schömberg stammten, mit Ausnahme des Zimmermanns nicht auf ihre Kosten kamen. Genauso ging es den Schömberger Fuhrleuten. Sie alle hatten sich gegenseitig unterboten, die Teuerung war hoch in diesem Jahr und die Löhne stiegen stärker als gedacht. Endlich, am 15. September 1833 konnte die Kirche eingeweiht werde. Eineinhalb Jahre war die Gemeinde ohne Kirche gewesen. In Schömberg wurden die Gottesdienste im Freien abgehalten, bei schlechtem Wetter in der Schulstube. So ist es nicht verwunderlich, dass, sobald die Kirche unter Dach war, sie auch schon benützt wurde. Die Konfirmation des Jahres 1833 wurde in der unfertigen Kirche abgehalten und es fand auch eine Hochzeit statt. Die Einweihung der neuen Kirche war für das Kirchspiel ein großes Fest. Ein Festzug zog feierlich vom Rathaus zur Kirche. Die Festpredigt hielt der zuständige Dekan. Eine Taufe wurde vollzogen und eine Trauung vorgenommen. Der Festgottesdienst dauerte dann auch bis nachmittags 3 Uhr. Es war ein großes Ereignis, doch gab es auch einen Wermutstropfen im Wein, die Kirche hatte keine Orgel. Im Jahre 1834 bekam der Orgelbauer Laukhuff von Cannstatt den Auftrag eine Orgel mit 15 Registern zu bauen. 1841 war sie fertig und konnte aufgestellt werden, die Kosten beliefen sich auf 1.742 Gulden. Sie dürfe wegen ihrer technischen Ausführung, wie in der Schönheit ihres Tones unter die vorzüglichen Orgelwerke gezählt werden, lautete das Urteil nach der Abnahme. Doch schon bald kam die Klage, dass die Orgel für die Größe der Kirche zu schwach sei. Im Jahre 1908 hatte die Gemeinde zwei neue Glocken bekommen. Sie fielen der Kriegsbewirtschaftung während des 1. Weltkrieges zum Opfer. Erst 1920/22 konnte das Geläut wieder vervollständigt werden. Der erste restauratorische Eingriff im Kircheninneren erfolgte im Jahre 1928. Die Orgelempore wurde vergrößert, dadurch konnten darunter zwei Säle, ein Gemeindesaal und ein Konfirmandensaal, eingebaut werden. Die Ostempore wurde abgerissen, Altar und Kanzel von der Südseite an die Ostseite verlegt, die Kirchenstühle nach Osten gedreht. Die Ostwand bekam ein Freskogemälde, neue Fenster wurden eingebaut und die Kirche elektrisch beleuchtet. Das Ostportal wurde durch einen kleinen Vorbau neu gestaltet. Die notwendige Erneuerung der Kirchenheizung war 1959 der Anlass für die Neugestaltung des Innenraumes. Die Ostwand erhielt ein neues Wandbild. Es zeigt das „Himmlische Jerusalem“. Das aus der gotischen Marienkirche stammende wertvolle Kruzifix bekam seinen Platz zwischen Altar und Wandbild. Die letzte Innenrenovierung erfolgte 2002. Kanzel und Taufbecken wurden erneuert, die Säle unter der Westempore erhielten Glaswände. Im Jahre 2006 wurde an der Ostwand eine bewegliche Leinwand angebracht und an der Südseite wurde ein barrierefreier Eingang geschaffen. Ein weithin sichtbarer Eingriff in das äußere Bild, war die Bestückung der Südseite des Kirchendachs mit einer großen Photovoltaik Anlage im Jahre 2007. Gemeinde im Wandel Erst im Jahr 1556 wird Schömberg evangelisch und selbständige Pfarrei mit fünf Filialorten: Oberlengenhardt, Bieselsberg, Schwarzenberg, Igelsloch und Kollbach. Das blieb so bis im Jahre 1985 Igelsloch und Oberkollbach eine selbstständige Pfarrei wurden und zum Kirchenbezirk Calw kamen. Schwarzenberg und Bieselsberg wurde 1986/87 eine selbständige Pfarrei, Oberlengenhardt blieb bei Schömberg. Damit ging eine über 400jährige Tradition zu Ende. Mit der Entwicklung des Waldhufendorfes Schömberg zum weltbekannten Lungenkurort veränderte sich auch die Struktur der Bevölkerung. Hatte im Jahre 1833 das Kirchspiel 1.583 Einwohner, darunter 3 Katholiken, so waren 100 Jahre später 2.495 Einwohner, die Zahl der Katholischen war auf 135 gestiegen und es waren 123 Methodisten dazu gekommen. Dazu heißt es in der Festschrift zum 100jährigen Jubiläum: „Sehr bedauerlich ist, daß es nach längeren Versuchen den Methodisten von Calw her gelungen ist, sich in unserem Kirchspiel festzusetzen. Es wäre besser, wir hätten in unserem Kirchspiel keine solche Zersplitterung“. Die große Zahl der Kurgäste rechtfertigte die Einrichtung eines Evangelischen Kurpfarramtes im Jahre 1955. Gegenwart Das kirchliche Leben in der bürgerlichen Gemeinde Schömberg ist geprägt von einem ökumenischen Miteinander. Die Lungenkurheime sind seit den 1970ziger Jahren verschwunden. Heute betreut das Kurpfarramt die Menschen in den Alten- und Pflegeheimen und den drei Kliniken Schömbergs. Die evangelische Gemeinde Schömberg (ohne Oberlengenhardt) hat 1762 Mitglieder. Pfarrer Holger Küstermann steht ein aus elf Mitgliedern bestehender Gemeinderat zur Seite. Das Kurpfarramt wird von Pfarrer Matthias Eidt betreut.
Vom sittlichen Leben In den
Pfarrberichten des 19. Jahrhunderts wird immer wieder über
den Verfall der Sitten berichtet und über das Verhalten der
Jugend gesprochen. So heißt es in der Festschrift zum
100-jährigen Jubiläum unter anderem: An anderer Stelle
wird darüber berichtet, dass mit der Entwicklung der
Industrie in Pforzheim die Menschen dort Arbeit und Lohn fanden.
Dann heißt es:
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